Wie der Tages-Anzeiger gestern berichtete, wird die Stadt Zürich ihr Angebot von Leuchtdrehsäuen auf städtischen Grundstücken erweitern. Dies, obwohl ihre eigenen Umfragen eine tiefe Beliebtheit bei der Bevölkerung gezeigt haben, eine Petition gegen die neuen Werbeformen eingereicht wurde, jede unabhängige Studie zeigt, dass Werbung bei der Bevölkerung nicht beliebt ist, und auch die Kommentare zu Zeitungsartikeln, die darüber berichten, ein eindeutiges Bild hinterlassen: Ein Grossteil der Bevölkerung will keine weitere Werbung. Kommt hinzu, dass die Leuchtzeiten sich nicht an das Konzept Plakatierung der Stadt halten, das ein Abschalten um 23 Uhr vorsieht. Weiter hat sich gezeigt, dass die Leuchtdrehsäulen während rund drei Sommermonaten in 2016 (also weit über das «Sommerloch» hinaus), fast ausschliesslich mit Eigenwerbung für Clear Channel und die Werbelobby bespielt waren, dass diese Flächen also selbst bei Werbetreibenden nicht beliebt sind.
Gemäss Bericht im Tages-Anzeiger will die Stadt eine Ökobilanz als Entscheidungsgrundlage für die Bewilligung von weiteren Leuchtdrehsäulen erstellen. Eine solche Ökobilanz wurde bereits für den Testbetrieb ab Januar 2013 versprochen. Und dann wieder. Die wenigen Zahlen, die die Stadt hierzu veröffentlicht hat, zeigen: Eine Leuchtbildschirm verbraucht rund viermal so viel Strom wie eine Wohnung, in der Menschen leben. Für die Leuchtdrehsäulen hat die Stadt keine aufschlussreichen Daten veröffentlicht. Eine Ökobilanz als Entscheidungsgrundlage ist Augenwischerei, hat doch die Stadt bereits durchscheinen lassen, dass mehr solche Werbeformen folgen werden.
Ausserdem hat die Stadt Zürich in der Vergangenheit versprochen, dass mit den neuen Werbeformen konventionelle Werbeflächen abgebaut werden. Bis heute hat sie kein diesbezügliches Konzept vorgelegt.
Die frühere Vorsteherin des Hochbaudepartements, die freisinnige Kathrin Martelli, hat 2006 geschrieben: «Die Stadt hat dafür zu sorgen, dass die Werbung nicht in einer Reizüberflutung des öffentlichen Raums mündet.» Davon ist unter SP-Stadtrat André Odermatt offensichtlich nichts mehr zu spüren.